Oberbürgermeister und
Aufsichtsratsvorsitzender

Pit Clausen

Bielefeld - hier geht was.

Wenn wir auf das Jahr 2016 zurückschauen und auf das laufende Jahr blicken, fällt mir eine Einschätzung dazu nicht schwer: Die wirtschaftliche Lage in Bielefeld ist außerordentlich gut.  So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen mit über 150.000 (zum Stichtag 30.9.2016) auf ein Rekordniveau gestiegen. Von den kreisfreien Städten in NRW übertrumpft nur Köln den Zuwachs in 2016, danach folgt schon Bielefeld. Die Arbeitslosenquote sinkt seit Jahrzehnten erstmals wieder unter neun Prozent auf 8,6 im Mittel.

Unsere Stadt ist Arbeitsort für viele Einpendler. Während 35.600 Menschen täglich die Stadt verlassen, aber 64.500 einpendeln, ergibt sich ein positiver Saldo von 28.900. Auch als Wissenschaftsstandort ist die Stadt weiter im Aufwind: Die Zahl der Studierenden ist inzwischen mit 37.000 jungen Menschen so hoch wie noch nie. Und noch ein Superlativ: das Gewerbesteueraufkommen erreichte in 2016 den höchsten Wert aller Zeiten.

Bielefeld wächst sowohl durch den Zuzug von Menschen, die hier leben und arbeiten wollen, als auch durch das wirtschaftliche Engagement der Unternehmen, die investieren und neue Arbeitsplätze schaffen bzw. vorhandene sichern. Die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld bestätigt die positive Geschäftserwartung und Beschäftigungsentwicklung auch für dieses Jahr, verbunden mit Risiken, die die Unternehmen bezogen auf den Fachkräftemangel und die Sorge um eingeschränkte Handelsbeziehungen formulieren.

Sowohl Wachstum als auch permanenter Wettbewerb der Städte und Regionen untereinander bedeuten eine ständige Herausforderung, die Dynamik zu halten und weiter zu steigern. In Zeiten  grundsätzlich gesättigter Märkte (in den Bereichen Konsum, Güter und Waren, Bildung, Kultur und Freizeit) sind alle Handlungsebenen gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen, eine leistungsfähige Infrastruktur und optimale Unterstützung für die Wirtschaft zu bieten. Deshalb ist Wirtschaftsförderung immer eine Querschnittsaufgabe und damit gesamtstädtische Entwicklungsaufgabe, die auch die Politik und die Verwaltung maßgeblich lenken und verantworten.

Ergänzend zu den Wirtschaftsförderungsaktivitäten der WEGE habe ich deshalb das ehemalige Dezernat Planen und Bauen um die Zuständigkeit der Wirtschaftsförderung erweitert (Dezernat für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität). Wirtschaftsbelange werden schneller und gezielter in die Zuständigkeitsbereiche der verschiedenen Fachverwaltungen hineingetragen und dort zur Lösung gebracht. Bezogen auf die Aufgabenverteilung zwischen WEGE und Verwaltung ist die WEGE weiterhin erster Ansprechpartner und Lotse für die Unternehmen.

 
Gewerbeflächen sind unverzichtbar

Eine der größten Herausforderungen ist die Verknappung von Gewerbeflächen, die ein quantitatives Wachstum von Bestandsunternehmen und die Ansiedlung neuer Unternehmen begrenzt. Hier haben wir ein differenziertes, vorbildliches Prognoseverfahren eingeleitet, das den zukünftigen Flächenbedarf angesichts einer sich verändernden Wirtschaftsstruktur bis 2035 prognostiziert und diesen Bedarf mit dem potentiell zu aktivierenden Flächenbestand, insbesondere Reserveflächen in privatem Eigentum, abgleicht und das Delta für die notwendige Neuausweisung definiert.

Gewerbegebiet „Niedermeyers Hof“

Aktuell arbeitet eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe unter Beteiligung der WEGE an der Frage, welche Flächen unter Berücksichtigung unterschiedlichster Nutzungsinteressen und Eignungskriterien für eine gewerbliche Entwicklung angepackt werden können. Die Dringlichkeit neuer Flächen wird umso deutlicher, wenn wir bilanzieren, wie schnell die neuen Gewerbegebiete Niedermeyer´s Hof und Hellfeld komplett ausverkauft waren. Die Nachfrage seitens der Unternehmen ist nach wie vor ungebremst. Für die Suche nach geeigneten Gewerbegrundstücken und Immobilien aus Nachfrager- bzw. Kundensicht haben wir seit kurzem ein Online-gestütztes Gewerbeflächeninformationssystem und ein Gewerbeimmobilienportal auf der Website der WEGE eingerichtet.

Für Talente und Köpfe attraktiv sein

Der ständige Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte hat immer etwas mit der Attraktivität der Stadt zu tun. „Mitarbeiter wachsen nicht auf Bäumen. Es sind die Unternehmen selbst, die sich für den demografischen und technologischen Wandel fit machen und sich für ihr Personal verantwortlich zeigen müssen“, sagte ein Unternehmensvertreter in einem Gespräch vor wenigen Wochen. Das stimmt.  Aber die Stadt will dabei unterstützen.

Wir punkten mit  attraktiven  Wohnmöglichkeiten, guter Kinderbetreuung sowie mit guten Schulangeboten, Gesundheits- und Pflegedienstleistungen, Freizeit- und Kulturerlebnissen, einer blühenden Hochschullandschaft und guter verkehrlicher Erreichbarkeit. All diese Facetten und die familienfreundlichen, wertschätzenden und innovativ agierenden Unternehmen stehen für das urbane Leben (und dazu noch im Grünen), das wir unseren Arbeitskräften, Studierenden und Auszubildenden bieten und permanent verbessern.

Gerade die duale Ausbildung liegt mir sehr am Herzen. In der Bielefelder Ausbildungsoffensive habe ich Unternehmen, Arbeitsmarktakteure, Arbeitsagentur, Kammern und Gewerkschaften zusammengeführt, um Jugendliche für die duale Ausbildung zu interessieren und die Unternehmen ihrerseits für mehr Ausbildungsplätze zu motivieren. In diesem Jahr wird die räumliche und inhaltliche Zusammenführung der Jugendberufsagentur Bielefeld vorbereitet, die ab 2018 in unmittelbarer Nähe zum  Jobcenter eröffnen und ein noch besseres Unterstützungsangebot für Jugendliche bieten wird.

 
Gründer schaffen Bewegung

Die Start-up- und Gründerszene entwickelt sich sehr dynamisch. Besonderen Aufwind erreichen wir durch die ganz neuen Initiativen und Aktivitäten der Founders Foundation gGmbH, die mit Ausbildungsformaten und einem Coachingprogramm Gründungsinteressierte motivieren und qualifizieren und so das Eco-System für Start-ups in Bielefeld bereichern. Ich freue mich sehr darüber zu erkennen, wie ausgeprägt sich Bielefelder Unternehmen für die rasant herausfordernde digitale Welt öffnen und die Ideen von jungen kreativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern suchen oder diese im Kontakt mit den Start-ups gewinnen.

Founders Foundation

An vielen Orten in der Stadt entstehen neue Co-Working-Spaces. Sie verstärken das moderne Arbeiten und kreative Lebensgefühl in unserer Stadt, das gerade junge Unternehmen und Start-ups sehr schätzen.  In 2018 wird auch das räumliche Angebot des neuen Innovationszentrums Campus Bielefeld sowohl für Gründerinnen und Gründer als auch für Unternehmen starten, die die direkte Nähe zu den Hochschulen suchen. Dieses bedeutet einen Meilenstein für den Ausbau der Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen und der Infrastruktur für wissensintensive Start-ups schlechthin.

 
Zeigen, was geht und wohin es geht

Wir müssen zeigen, was Unternehmen in der Stadt herstellen und anbieten und warum es sich lohnt, in Bielefeld zu arbeiten und zu studieren. Unsere Kampagne  „Das kommt aus Bielefeld“ hat sich im Verlauf der letzten Jahre zu einem sehr erfolgreichen Instrument der wirtschaftsbezogenen Standortvermarktung und der aktiven Wirtschaftsförderung entwickelt.

Über 200 Unternehmen präsentieren auf allen medialen Kanälen ihre wirtschaftlichen Erfolge, zeigen sich als attraktive Arbeitgeber, nutzen die Veranstaltungsformate für „echte Treffen“ zum Kennenlernen und Networking (z.B. WIRTSCHAFT LIVE in Unternehmen): branchenübergreifend, in der Gemeinschaft von großen und kleinen, bekannten und unbekannten, etablierten und jungen Unternehmen. In 2017 werden Job- und Hochschulmessen im Umkreis von 200 Kilometern besucht, um Talente und Köpfe für Bielefeld zu werben. WEGE und Bielefeld Marketing arbeiten inzwischen eng zusammen, um den eingeleiteten Stadtmarkenprozess mit den Aktivitäten von „Das kommt-aus Bielefeld“ zu verknüpfen.

 

 

Ausblick

Ich kann nicht alle Herausforderungen und Maßnahmen ansprechen, die wir für einen optimalen Unternehmensservice und  zukunftstaugliche Rahmen­bedingungen  umsetzen. Dazu gehört selbstverständlich auch eine gute Breitbandversorgung, für die wir aktuell Fördermittel des Bundes und des Landes akquiriert haben, um Versorgungslücken absehbar zu schließen.

Durch meine Initiative für den strategischen Ausbau Bielefelds als Wissenschaftsstadt sind  über 60 Maßnahmen formuliert worden, die wir im Verbund mit den Hochschulen in 2017 und folgende voranbringen: von der Ansiedlung  außeruniversitärer Forschungsinstitute,  über Qualifizierungsangebote für Mitarbeitende aus Unternehmen, mehr (wirtschaftsbezogene) Praxisorientierung in Studiengängen bis hin zu Infrastrukturmaßnahmen, die das Campusquartier für Leben, Arbeiten und Freizeit noch weiter aufwerten.

Entscheidend für unsere Unternehmen ist selbstverständlich der Service, den wir bei alltäglichen Belangen und auch größere Problemstellungen garantieren. Hier sind die WEGE zusammen mit dem Dezernat für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität  Ansprechpartner und Kümmerer: Ob einzelbetriebliche Anliegen im Sinne der Unternehmensbetreuung wie zum Beispiel bei Genehmigungsverfahren oder Unterstützungswünsche bei grundsätzlichen Wissens- und Informationsbedarfen wie z. B. Fragestellungen im Umgang mit Digitalisierung/Industrie 4.0, mit Handlungserfordernissen durch den Klimawandel oder durch neue Mobilitätskonzepte, Kontakte zu Hochschulen oder anderen Partnern.  Diese werden in Unternehmensnetzwerken und Projekten angegangen und durch die WEGE vermittelt und begleitet.

Ich fasse knapp zusammen:  Hier - in Bielefeld - geht was! Und zwar dann, wenn alle am gleichen Strang ziehen und sich für das Ziel einsetzen, Bielefeld als Stadt mit hoher Lebensqualität, mit einer starken Wirtschaft und bester Bildung und Wissenschaft weiter zu entwickeln. Die Leistungen, der  Erfolg und das Engagement der Bielefelder Unternehmen sind hierbei die Grundpfeiler und Treiber zugleich. Dafür gilt der Wirtschaft alle Wertschätzung und Unterstützung.

 

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