INterview mit WEGE-Geschäftsführer
und Dezernent Wirtschaft,
Stadtentwicklung, Mobilität

Gregor Moss

Wir setzen uns für Sie ein!

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Situation in Bielefeld?

format_quoteMir fallen dazu als erstes die Schlagzeilen der Tageszeitungen des vergangenen Jahres ein – schließlich schauen wir mit unserem vorliegenden Geschäftsbericht auf 2016 zurück: „Dr. Wolff investiert Millionen in Bielefeld“, „Beauty Alliance will kräftig wachsen“, „Metallit investiert 5 Millionen im Erdbeerfeld“, "Schüco investiert 75 Millionen in seinen Stammsitz". Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Sie macht eines deutlich: die Konjunktur läuft auf Hochtouren. In unseren regelmäßigen Gesprächen mit den Unternehmen können wir uns davon überzeugen, dass die Auftragslage in vielen Bereichen gut ist und hohe Umsätze erreicht werden. Positiv für die weitere Entwicklung stimmen insbesondere die Beschäftigungs- und Investitionspläne der Unternehmen. Trotz anhaltender Negativschlagzeilen aus den Euro-Krisenländern oder politischer Debatten um die Zukunft der Europäischen Union verzeichnen wir nach wie vor eine Vielzahl von Nachfragen nach Gewerbeflächen und Erweiterungsmöglichkeiten. Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, mich bei den Vertretern der Wirtschaft einmal ganz herzlich für das Vertrauen, das sie dem Wirtschaftsstandort Bielefeld entgegenbringen, zu bedanken. Als Wirtschaftsförderer setze ich meine ganze Energie daran, den Unternehmen in unserer Stadt ein verlässliches und zukunftssicheres Umfeld zu bieten. Ein deutliches Signal für eine stärkere Verankerung dieses Themas im Rathaus ist die Verstärkung meines Stabes mit zwei zusätzlichen Mitarbeitern, die sich ausschließlich um das Thema Wirtschaftsförderung kümmern und eng verzahnt mit den WEGE-Kollegen und Kolleginnen erste Ansprechpartner der Unternehmen sind.

Niedermeyers Hof

Bleibt die Gewerbeflächensituation das Sorgenkind?

format_quoteWie Sie wissen, ist die Nachfrage nach gewerblichen Entwicklungsflächen in Bielefeld sehr groß: das zeigt die rasante Entwicklung im Gewerbegebiet „Niedermeyers Hof“. Innerhalb von gut zwei Jahren konnten wir das Areal an der Bechterdisser Str./Ostring erfolgreich vermarkten. Mehr als 800 Arbeitsplätze entstehen in diesem Gebiet. Auch das „Hellfeld“ in Altenhagen läuft bestens.

2016 sind bei der WEGE rund 90 qualifizierte und direkte Anfragen nach Gewerbe- und Industrieflächen von Unternehmen eingegangen. Dazu kommen allgemeine Anfragen von Unternehmen oder Projektentwicklern, die nicht explizit den Standort Bielefeld fokussieren und nicht kurz- bis mittelfristig konkrete Planungen haben. Insgesamt wurden Flächen in der Größenordnung zwischen wenigen hundert bis 70.000 qm nachgefragt - zusammen entstand so eine Nachfrage von über 90 ha im Jahr 2016. Knapp 2/3 der Nachfrager kamen aus Bielefeld und OWL, 17% aus dem übrigen Bundesgebiet und etwa 10% waren internationale Interessenten. Die größte Gruppe der Interessierten kam aus dem Bereich „Handel und Dienstleistungen“, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe. Neben hochwertigen Gewerbeflächen wie dem „Erdbeerfeld“ war die Nachfrage nach Industrieflächen besonders ausgeprägt.

Aufgrund der prekären Angebotssituation am Gewerbeflächenmarkt stehen wir jedoch immer vor der Herausforderung, passende Flächen anzubieten. Das aktuelle Gewerbeflächenangebot in Bielefeld ist im Gegensatz zum Bedarf verschwindend klein. Rund 255 Hektar werden in den nächsten 20 Jahren gebraucht, das zeigt eine Bedarfsanalyse unseres Bauamtes, mindestens 86 Hektar müssten neu ausgewiesen werden. Das Gros der Flächen ist vorhanden – aber nur theoretisch: Es sind Grundstücke in Privatbesitz, Brachen oder Flächen, die lediglich in Plänen als Gewerbeareale dargestellt sind. Ob darauf jemals Produktionshallen oder Büros stehen werden, ist mehr als fraglich.

Wir brauchen eine strategische Vorratspolitik und ein breites Spektrum an Flächen. Es muss die passenden Angebote für unterschiedliche Betriebe geben. „Suchräume“ in ganz Bielefeld, auch z.B. in der Nähe von A2 und A33, werden derzeit in einer dezernatsübergreifenden Arbeitsgruppe definiert und intensiv geprüft. Doch dabei entstehen auch immer wieder Konflikte mit der ansässigen Landwirtschaft. Viele Höfe können es sich nicht leisten, Flächen abzugeben, weil die Betriebe dann nicht mehr wirtschaftlich sind. Hinzu kommt: Werden Flächen neu erschlossen, sind aufwendige Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die Natur vorgeschrieben. Umweltprüfungen, schalltechnische Beurteilungen, wasserrechtliche Genehmigungen, Verkehrsgutachten – rund 60 Parameter müssen abgeprüft werden, bis ein Gewerbegebiet genehmigungsreif wird. Das dauert lange. Hier besteht aus meiner Sicht dringender Handlungsbedarf, denn wir müssen unseren Unternehmen ermöglichen, erfolgreich am Standort Bielefeld zu wachsen und damit auch langfristig unser Gewerbesteueraufkommen zu sichern. Und lassen Sie mich noch eine Lanze für die Logistik brechen: Die Wirtschaftsprozesse haben sich stark gewandelt, die Logistik ist zu einer Aufgabe für Spezialisten geworden. Eine leistungsfähige Logistik modernster Prägung gewinnt für den heimischen Mittelstand in Zeiten von Lieferungen „just in time“ und „on demand“ zunehmend an Bedeutung. Wer Arbeitsplätze in Industrie und Handel will, muss auch Logistik zulassen.

Wann gibt es flächendeckend schnelles Internet?

format_quoteDieser berechtigten Forderung der Unternehmen sehen wir uns tagtäglich gegenüber, denn der Ausbau der Breitbandversorgung sichert die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen im digitalen Zeitalter. In Bielefeld gehört sie zu den dringlichsten Aufgaben der Stadt. Die WEGE hat in 2016 zusammen mit der Stadt die notwendigen Arbeitsschritte umgesetzt, um die von Bund und Land in Aussicht gestellten Infrastrukturfördermittel für den Breitbandausbau beantragen zu können. Vorab erfolgten die Analyse der Versorgungsdefizite von privaten Haushalten und Unternehmen sowie der Auswahlprozess zur Besetzung der Stelle der neuen Breitbandbeauftragten, die inzwischen seit Januar 2017 bei der Stadt tätig ist. Breitbandbeauftragte und WEGE arbeiten in allen Bereichen sehr eng zusammen. Im März 2017 hat die Stadt Bielefeld den vorläufigen Förderbescheid vom Bund in Höhe von rund
7,9 Mio. Euro erhalten. Mit der Förderzusage des Bundes wurden aus dem
Kofinanzierungsprogramm des Landes NRW weitere Fördermittel in gleicher Höhe beantragt, so dass insgesamt rund 15,8 Mio. Euro für den Breitbandausbau im Stadtgebiet Bielefeld zur Verfügung stehen. Einen Eigenanteil muss die Stadt Bielefeld nicht tragen.

Kesselbrink

`Was geht` in Bielefeld?

format_quoteDie Stadt ist in Bewegung: der Hochschulcampus wächst, die Innenstadt verändert ihr Gesicht durch den Bau des neuen Shoppingcenters genauso wie durch die Entwicklung des Wilhelmstraßenquartiers. Kesselbrink, Ausbau der Stadtbahn, Neubau von Unternehmenszentralen, private Investitionen – das sind nur einige Stichworte, die für die vielen positiven Veränderungen in Bielefeld stehen. Wir können also mit Fug und Recht sagen: Hier geht was! Das ist im Übrigen auch unser aktuelles Anzeigenmotiv unserer Kampagne „Das kommt aus Bielefeld“. Besonders wichtig dabei: der enge Schulterschluss von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtgesellschaft.

Wir kümmern uns um ein positives Klima für die Wirtschaft: Sei es, wenn ein Unternehmen erweitern will oder nur eine neue Zufahrt oder Erschließung braucht, wenn Nachmieter gesucht werden oder Kooperationspartner gefragt sind. Wir vermitteln zwischen Architekten und städtischen Ämtern, kommunizieren und vernetzen. Wir freuen uns über Firmenjubiläen, Neueröffnungen und Modernisierungen gewachsener Firmenstandorte. Seien Sie versichert: Wir setzen uns für Sie ein!

 

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